Nitrid

Aktualisiert am: 11.11.2024

Ein Nitrid ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff (N) in Form von dreifach negativ geladenen Anionen und einem anderen Element oder einer anderen Gruppe von Elementen. Nitride sind sehr hart und gelten als hitzebeständig bzw. schwer schmelzbar. Nitride lassen sich in ionische, metallische und kovalente Nitride unterteilen.

Arten von Nitriden im Überblick

Ionische NitrideMetallische NitrideKovalente Nitride
● Bindungspartner sind
stark elektropositive
Metalle
● Starke ionische
Bindungen wie
Natriumnitrid (Na3N)
● Bindungspartner sind
stark elektropositive
Metalle
● Starke ionische
Bindungen wie
Natriumnitrid (Na3N)
● Bindungspartner sind
Nichtmetalle oder
Halbmetalle
● Dreidimensionale
Festkörper wie Bornitrid
● Extrem hohe Härte und
Schmelzpunkte

INFO: Nitride (-3N) lassen sich vom Wortlaut her leicht mit Nitriten (NO2−) verwechseln. Bei
Nitriten handelt es sich aber um die Salze der Salpetrigen Säure.

Nitridarten im Detail & Beispiele

Kovalente Nitride

Kovalente Nitride kombinieren Stickstoff mit Elementen der 3. Bis 5. Hauptgruppe. Manche kovalenten Nitride werden auch als diamantartige Nitride bezeichnet. Sie bestehen aus sehr starken Bindungen zwischen Stickstoff- und Nichtmetallatomen.

 

Ein bekanntes Beispiel für ein diamantartiges kovalentes Nitrid ist Bornitrid (BN). Bornitrid besteht aus einer regelmäßigen Struktur von abwechselnden Bor- und Stickstoffatomen, die über kovalente Bindungen miteinander verbunden sind. Diese Struktur ähnelt Diamanten und verleiht Bornitrid ähnliche Eigenschaften wie Härte, thermische Stabilität und chemische Beständigkeit. Erwähnenswert ist auch Kohlenstoffnitrid (C3N4), das noch erforscht wird und theoretisch härter als Diamant sein kann.

 

Kovalente Nitride können aufgrund ihrer Härte, Hitzebeständigkeit und chemischen Beständigkeit in verschiedenen industriellen Anwendungen eingesetzt werden. Sie finden Verwendung in technischen Keramiken, als Schleifmittel, Schmierstoffe, Hochtemperaturisolatoren und in anderen Hochleistungsanwendungen, wo extreme Bedingungen herrschen.

 

Kovalente Nitride können aber auch, wie im Fall von Iodstickstoff, sehr reaktiv und instabil sein. Beispielsweise kann Bornitrid chemisch zu Iodstickstoff umgesetzt werden: BN + 3 IF -> NI3 + BF3 (bei -30°C)

 

 

Metallische Nitride

Metallische Nitride verbinden Stickstoff mit Übergangsmetallen der 4. bis 8. Nebengruppe. Diese Verbindungen weisen eine sehr harte Kristallstruktur auf, in der Stickstoffionen in das Metallgitter eingelagert sind (wie interstitielle Legierungen). Beispielsweise dient Titannitrid (TiN) zur Veredelung von Bohrern und Chromnitrid (CrN) zur Veredelung von Spezialwerkzeugen aus Chrom. Beim Nitrieren von Stahl entstehen zudem Eisennitridphasen.

 

 

Ionische Nitride

Durch die negative Ladung von Stickstoffionen weisen ionische Nitride sehr starke ionische Bindungen zwischen Stickstoff und elektropositiven Metallen auf. Die Struktur von ionischen Nitriden ähnelt der von Salzen, daher auch der Name salzartige Nitride.

 

In Verbindung mit Wasser oder Säuren kommt es bei ionischen Nitriden zur Säure-Basen-Reaktion. Es entstehen Ammoniakgas und Metallhydroxide. Auf diese Weise kann beispielsweise Ammoniak aus Magnesium erzeugt werden:
1. Verbrennung von Magnesiumpulver unter Stickstoffatmosphäre: 3 Mg + N2 -> Mg3N2
2. Hydrolyse des Magnesiumnitrids mit Wasser: Mg3N2 + H2O -> 3 Mg(OH)2 + 2 NH3

 

Weitere Beispiele sind Alkalinitride wie Lithiumnitrid oder Erdalkalinitride wie Berylliumnitrid sowie weitere elektropositive Nebengruppenmetalle wie Zinknitrid.

 

Ionische Nitride werden in verschiedenen technischen Anwendungen eingesetzt, darunter als Katalysatoren, in der Elektronik und in der Keramikherstellung. Sie können auch als Ausgangsmaterialien für die Herstellung anderer Verbindungen dienen.

Anwendungsbereiche

Nitride werden in erster Linie zur Oberflächenhärtung eingesetzt. Vor allem diamantartige Nitride wie Titannitrid eignen sich hervorragend für Hochtemperaturwerkstoffe.

 

Aber es gibt noch viele weitere Anwendungsbereiche. So dient Siliciumnitrid in der Elektronik beispielsweise als Antireflexionsschicht und Tantalnitrid als Diffusionsbarriere. Zudem werden Aluminiumnitrid und Galiumnitrid als III-V-Verbindungshalbleiter für weiße LEDs eingesetzt.
Darüber hinaus gibt es viele weitere Beispiele.

Nitride und ihre Anwendung im Überblick

NitridAnwendungenArt
Bornitrid (BN)Hochtemperaturschmiermittel, IsolationsstoffKovalent
Aluminiumnitrid (AlN)Substratwerkstoff mit sehr guter
Wärmeleitfähigkeit für Leistungselektronik
Kovalent
Galliumnitrid (GaN)Halbleitermaterial in blauen LeuchtdiodenKovalent
Indiumnitrid (InN)Als Indiumgalliumnitrid zur Realisierung von
blauen, violetten und grünen Leuchtdioden
Kovalent
Kohlenstoffnitrid (C3N4)Gegenstand aktueller Forschung, theoretisch härter als DiamantKovalent
Siliziumnitrid (Si3N4)Hochfeste, hochtemperaturbeständige technische KeramikenKovalent
Germaniumnitrid (Ge3N4)Nitrit-KeramikKovalent
Zinn(IV)nitrid (Sn3N4)Diffusionshemmende SchichtenKovalent
Phosphornitrid (P3N5)Kovalent
Kupfer(I)nitrid (Cu3N)HochleistungshalbleiterKovalent
Calciumnitrid (Ca3N2)Korrosionsschutzmittel in SchmierstoffenKovalent
Titannitrid (TiN)Vergütungsschichten auf Bohrern, Fräsern,
Hartmetall Wendeschneidplatten
Metallisch
Tantalnitrid (TaN)Sperr- und Haftschicht in der Chipherstellung und bei Dünnschichtwiderständen, Diffusionsbarriere in Dickschicht-SolarzellenMetallisch
Chromnitrid (CrN)Vergütung von Spezialwerkzeugen aus ChromMetallisch
Diverse EisennitridphasenNitrieren von StahlMetallisch
Eisen(III)nitrid (FeN)Erhöhung der Verschleißfestigkeit von StahlMetallisch
Lithiumnitrid (Li3N)Einbringen von Stickstoff in LegierungenIonisch
Natriumnitrid (Na3N)KonservierungsmittelIonisch
Berylliumnitrid (Be3N2)Feuerfeste Keramik in AtomreaktorenIonisch
Magnesiumnitrid (Mg3N2)Katalysator für die Synthese von Borazon und LeuchtdiodenIonisch
Zinknitrid (Zn3N2)Diffusionshemmende SchichtenIonisch
Scandiumnitrid (ScN)Gate-Material bei elektronischen BauelementenIonisch
Yttriumnitrid (YN)Optik, Keramik, ElektronikIonisch
Lanthannitrid (LaN)Ionisch
Zirconium(IV)nitrid (Zr3N4)Diffusionshemmende SchichtenIonisch
Tantal(V)nitrid (Ta3N5)Ionisch
Urannitrid (UN, U2N3, UN2)Ionisch

Nitride in der Natur

Stickstoff ist eine Dreifachbindung mit einer Bindungsstärke (Dissoziationsenthalpie) von
946,04 kJ/mol. Sauerstoff hingegen ist ein Diradikal mit einer Dissoziationsenthalpie von
498,67 kJ/mol. Nitride können sich also nur unter sauerstofffreien Bedingungen bilden, daher
sind Nitride in Form von natürlichen Mineralien sehr selten. Beispiele sind Roaldit (Fe4N),
Siderazot (Fe3N), Osbornit (TiN), Carlsbergit (CrN) und Sinoit (Si2ON2).

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