Martensit

Aktualisiert am: 11.11.2024

Martensit ist eine Kristallstruktur, die in Stahllegierungen auftritt, wenn sie nach einer Wärmebehandlung schnell abgekühlt werden. Die schnelle Abkühlung verhindert die Umwandlung von Austenit zu Ferrit und Perlit. Martensitisches Gefüge gilt als besonders hart und spröde im Vergleich zu anderen Stahlstrukturen.

Was ist Martensit?

Beim Erhitzen von härtbarem Stahl entsteht die Kristallstruktur Austenit. Erfolgt danach eine schnelle Abkühlung (Abschrecken) unterhalb der Martensitstarttemperatur MS, haben die Kohlenstoffatome im Austenit keine Zeit zum Diffundieren. Stattdessen bilden sich mit sehr hoher Geschwindigkeit Martensitplatten bzw. Martensitnadeln. Das Resultat ist feinnadeliger Martensit

 

Man spricht auch von einem diffusionslosen Umklappvorgang, weil die martensitische Umwandlung durch eine Veränderung der Winkel des Ausgangsgitters entsteht. Das kubisch-flächenzentrierte Austenitgitter wird also umgeklappt – die so gebildete martensitische Gitterstruktur ist tetragonal raumzentriert. Die Größe der einzelnen Martensitplatten wird hauptsächlich durch Schlackeneinschlüsse, Korngrenzen oder andere Martensitplatten bestimmt. 

 

Je höher der Kohlenstoffgehalt des Stahls, desto höher ist die Härte, die erreicht werden kann. Mit steigendem Kohlenstoffgehalt sinkt auch die Martensitfinishtemperatur MF. Das ist der Punkt, an dem keine weitere Umwandlung mehr von Austenit in Martensit stattfindet. Diese Temperatur kann weit unter Raumtemperatur liegen. Bis dahin verbleibt instabiler Restaustenit im Metall, der sich bei Temperaturänderungen strukturell verändern kann.

 

Durch ein Anlassen bei Temperaturen bis 720 °C kann Restaustenit in Ferrit und kugelig eingelagerten Zementit umwandelt werden. Dazu sind lange Glühzeiten von bis zu 10 Stunden notwendig.

Was ist der Unterschied zwischen Austenit und Martensit?

EigenschaftAustenitischer StahlMartensitischer Stahl
GefügeKubisch-flächenzentrierte γ-MischkristalleTetragonal-raumzentriert
Relevante ElementeNickel, Mangan, Kohlenstoff, StickstoffKohlenstoff
MagnetismusUnmagnetischMagnetisch
HärteRelativ weich und dehnbar,
niedrige Zugfestigkeit
Hohe Härte, hohe
Zugfestigkeit
WarmfestigkeitHöher als bei
Vergütungsstählen
Hohe Warmfestigkeit durch
Vergüten
KorrosionsbeständigkeitDurch Zusätze (Chrom,
Titan) korrosionsbeständig
Bei bestimmten Sorten sehr hoch
AnwendungsgebieteChemie, Lebensmittelindustrie,
Medizintechnik
Technik, Maschinenbau,
Werkzeugbau
Beispiele für Stahlsorten1.4301, 1.4303, 1.4305, 1.4401, 1.4404, 1.4541, 1.45711.4313, 1.4006, 1.4021, 1.4057,
1.4104, 1.4112, 1.4542
KohlenstoffgehaltVariabel1.4313, 1.4006, 1.4021, 1.4057,
1.4104, 1.4112, 1.4542
Anpassung der
Legierungszusammensetzung
Maßgeschneiderte
Eigenschaften möglich
Maßgeschneiderte
Eigenschaften möglich

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