Duktilität

Aktualisiert am: 11.11.2024

Duktilität ist die Fähigkeit eines Materials, sich unter Belastung zu verformen, ohne zu brechen. Diese Formbarkeit spielt eine entscheidende Rolle in der Metallbearbeitung. Beispiele für hoch duktile Materialien sind Metalle wie Gold, Silber, Kupfer und Aluminium. Diese Metalle können sehr komplex und dünn geformt werden, ohne zu reißen. Die Duktilität eines Materials hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Temperatur, die Art der Last, die Geschwindigkeit der Verformung und die Mikrostruktur des Materials. Eine hohe Duktilität ist beispielsweise wünschenswert, wenn ein Bauteil im Einsatz Energie absorbieren und Stoßbelastungen standhalten muss. Zudem erlaubt Duktilität eine gute Kaltumformbarkeit durch Prozesse wie Tiefziehen oder Biegen.

Definition und schematische Darstellung

Auf atomarer Ebene beschreibt Duktilität die Verformung der Kristallstruktur unter Krafteinwirkung. Kräfte in Normalrichtung bewirken ein Abscheren der Gitterebenen (oder Monolagen) eines Materials. Das Material fließt quasi auseinander.

 

Das Gegenteil ist Sprödigkeit, die Werkstoffe unter Belastung schnell brüchig werden lässt. Bei spröden Werkstoffen trennen sich die Gitterebenen leicht voneinander, ohne dass sich die Kristallstruktur verändert. Es kommt zum Sprödbruch.

 

Am besten lässt sich Duktilität an verschiedenen Brucharten veranschaulichen – siehe Abbildung.

 

Externe Einflussfaktoren auf die Duktilität

Externe Bedingungen haben einen großen Einfluss auf die Duktilität eines Werkstoffes. Das gilt vor allem für die Geschwindigkeit der Belastung während des Betriebs. Aber auch die Temperatur kann entscheidend sein.

 

Beispielsweise besitzen unlegierte und niedriglegierte Stähle oder Chrom und Molybdän bei hohen Temperaturen eine ausreichend hohe Duktilität, werden aber bei tiefen Temperaturen spröde. Hingegen bieten austenitische Stähle, Kupfer und Nickel sowohl bei niedrigen als auch bei hohen Temperaturen eine hohe Duktilität.

 

Diese Aspekte müssen in der Konstruktion unbedingt berücksichtigt werden, sonst können Extremtemperaturen oder Belastungsspitzen schnell schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen – vor allem bei Bauwerken oder Fahrzeugen.

Werkstoffarten nach Duktilität

Anhand der Duktilität lassen sich drei wesentliche Werkstoffarten unterscheiden.
Ausschlaggebend ist der Grad der Verformbarkeit bis zur Bruchdehnung A.

Spröde Werkstoffe
A ≤ 0,1 %
Duktile Werkstoffe
A ≈ 10 %
Superplastische
Werkstoffe
A ≈ 1000 %
Verhalten unter
Belastung
Spröde Werkstoffe
bieten eine hohe Härte
und Bruchfestigkeit,
aber geringe Zähigkeit.
Kommt es zum Bruch,
entsteht dieser ohne
Vorwarnung, weil sich
das Material zuvor
nicht dehnt.
Duktile Werkstoffe
halten hohe
Belastungen aus
und verformen sich,
bevor sie versagen
oder Bruch entsteht.
Superelastische
Werkstoffe lassen sich
unter geringen
Belastungen sehr stark
verformen. Während
der Formgebung
verändert sich die
Kristallstruktur.
Dadurch lassen sich
sehr komplexe Formen
verwirklichen.
BeispieleGusseisenlegierungenLegierungen und
Metalle wie Kupfer,
Aluminium, Stahl
Spezielle feinkörnige
Legierungen
AnwendungenSpezifische
Einsatzgebiete, bei
denen eine hohe Härte
gefordert ist – zum
Beispiel im
Maschinenbau.
Breite Anwendung in
der Bau-, Elektro-
und Automobilindustrie.
Für hochpräzise
Fertigungsprozesse in
der Luft- und Raumfahrt
und Medizintechnik.

Betonstahl und Stahlbeton

Stahl beeinflusst die Duktilität von Beton positiv. Aus diesem Grund wird Stahlbeton bei vielen Bauwerken eingesetzt. Stahlbeton ist ein Verbundwerkstoff aus Beton und Betonstahl. Beide Komponenten werden auf der Baustelle mittels Zement verklebt. Betonstahl ist in verschiedenen Duktilitätsklassen verfügbar.

Duktiliätsklasse ADuktiliätsklasse BDuktiliätsklasse C
Eigenschaftennormalduktilhochduktilsehr hoch duktil
(Erdbebenstahl)
BeispieleBetonstahlmatten,
Betonstahl in Ringen
kaltgerippt,
Gitterträger,
Bewehrungsdraht
glatt und profiliert
Betonstabstahl,
Betonstahl in Ringen
warmgewalzt
Betonstabstahl,
Betonstahl in Ringen
warmgewalzt

Beispiel elektrische Klemmstellen

Duktilität kann auch zum Problem werden – so zum Beispiel bei Lötzinn, das zur Verbindung elektrischer Klemmstellen genutzt wird. Wird durch eine Verschraubung Druck aufgebaut, gibt das duktile Lötzinn auf Dauer nach. Dadurch wird die Verbindung locker und der Widerstand an der Klemmstelle steigt.

 

Im Ernstfall kann es dadurch bei hohen Stromstärken zu Kabelbrand kommen, weil die Isolation schmilzt. Um diesem Problem vorzubeugen, können stattdessen Aderendhülsen verwendet werden, um die Litzenleitungen und die Klemmverbindung zu stabilisieren.

Wie wird Duktilität gemessen?

Der Grad der Duktilität ist ausschlaggebend, um die Eignung für bestimmte Anwendungen zu bestimmen. In der Metallverarbeitung kann die Duktilität per Zugversuch an der Zugprüfmaschine gemessen werden. Dafür wird eine Probe des Werkstoffs steigender Zugkraft ausgesetzt. Dann wird die Dehnung gemessen, welche die Probe erreicht, bevor sie bricht.

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