Dauerfestigkeit

Aktualisiert am: 11.11.2024

Die Dauerfestigkeit gibt an, wie lange ein Werkstoff zyklischen Belastungen standhält, ohne nennenswert zu ermüden oder auszufallen. Sie wird auch als Schwingfestigkeit bezeichnet und kann im Dauerschwingversuch ermittelt werden. Der Zusammenhang zwischen der Spannung und der Lebensdauer eines Materials kann in verschiedenen Diagrammen veranschaulicht werden – zum Beispiel mittels der Wöhlerlinie. Die Dauerfestigkeit ist ein entscheidender Faktor für die Auswahl von Materialien in Branchen wie dem Maschinenbau und der Automobilindustrie.

Diagramme zur Dauerschwingfestigkeit

Im Zusammenhang mit der Dauerfestigkeit gibt es verschiedene Schaubilder, die wiederum unterschiedliche Sachverhalte darstellen. Das S-N Diagramm zeigt die Ergebnisse des Dauerschwingversuchs nach August Wöhler.

 

Das S-N-Diagramm geht von einer bestimmten Mittelspannung aus. Bei dynamisch belastetsten Materialien ändert sich die Mittelspannung aber im Verlauf der Zeit. Dieser Zusammenhang wird im Smith- und im Haigh-Diagramm dargestellt.

Dauerschwingversuch (Wöhlerlinie)

Mit dem Dauerschwingversuch ermittelt man die Dauerfestigkeit. Der Versuchsaufbau sieht vor, verschiedene Proben auf verschiedenen Lasthorizonten zu prüfen. Jeder Versuch wird so lange wiederholt, bis das Material per zuvor festgelegter Definition versagt (wenn sich zum Beispiel Risse bilden oder bei Bruch).

 

Die Wöhlerlinie im S-N-Diagramm zeigt die Ergebnisse des Dauerschwingversuchs in Form von der Nennspannungsamplitude Sa. Die Mittelspannung ist der Mittelwert aus der im Versuch maximal zugeführten Spannung, der Oberspannung So, und der minimal zugeführten Spannung, der Unterspannung Su. Es ergibt sich folgende Formel:

 

Wöhlerlinie

Smith-Diagramm

Das Smith-Diagramm zeigt die Abhängigkeiten zwischen Mittelspannung, Amplitude, Spannung und Dauerfestigkeit. Um die komplexen Berechnungen vereinfacht darzustellen, werden Goodman-Linien herangezogen. Das Smith-Diagramm stellt dann die jeweils für die Dauerfestigkeit zulässige Oberspannung So und die Unterspannung Su in Abhängigkeit von der Mittelspannung Sm dar.

 

Smith-Diagramm

Haigh-Diagramm

Das Haigh-Diagramm zeigt die dauerfeste Spannungsamplitude über der Mittelspannung. Zudem helfen Ursprungsgeraden dabei, aus den Wertepaaren aus Spannungsamplitude und Mittelspannung die Spannungsverhältnisse abzulesen. Zur Vereinfachung wird die Goodman-Gerade genutzt. Unterhalb dieser liegt der Dauerfestigkeitsbereich. Aus der Steigung der Goodman-Geraden lässt sich die Mittelspannungsempfindlichkeit ermitteln.

Haigh-Diagramm

Einflussfaktoren auf die Dauerfestigkeit

Die individuelle Dauerfestigkeit ist zum einen von der Beschaffenheit des Materials abhängig und zum anderen von äußeren Einflüssen wie der Art der Belastung, Korrosion und Temperatur. Diese Aspekte stehen miteinander in Wechselwirkung. Einer der wichtigsten Einflussfaktoren ist dabei die Eigenspannung.

Eigenspannung

Eigenspannungen entstehen in einem Werkstoff aufgrund unterschiedlicher Faktoren und treten in nahezu allen Phasen der Materialverarbeitung und Nutzung auf. Je nach Art der Spannung ergeben sich verschiedene Auswirkungen auf die Dauerfestigkeit. Druckeigenspannungen haben einen positiven Einfluss, während Zugeigenspannungen die Dauerfestigkeit herabsetzen.

 

Ausschlaggebend ist der jeweilige Einfluss auf die Mittelspannung, die wiederum entscheidend für die Dauerfestigkeit ist. Schweißnähte stehen beispielsweise unter hohen Zugspannungen. Fertigungsverfahren wie Schlussrollen können Druckeigenspannungen einbringen, um die Dauerfestigkeit zu erhöhen.

Eigenschaften des Bauteils

Neben der Eigenspannung beeinflussen eine Reihe weiterer Bauteileigenschaften die Dauerfestigkeit.

ZugfestigkeitDie Dauerfestigkeit verhält sich proportional zur Zugfestigkeit des
Werkstoffs. Das heißt, wenn die Zugfestigkeit steigt, steigt auch die
Dauerfestigkeit.
DuktilitätEine hohe Duktilität wirkt sich positiv auf die
Mittelspannungsempfindlichkeit und somit auf die Dauerfestigkeit aus.
RauheitEine hohe Duktilität wirkt sich positiv auf die
Mittelspannungsempfindlichkeit und somit auf die Dauerfestigkeit aus.
BauteilgrößeDie Bauteilgröße hat zum einen Einfluss auf technologische Aspekte
wie die Randschichtdicke oder die Randfestigkeit. Zum anderen ändern sich mit der Größe auch das durch die Belastung
beanspruchte Volumen und die Oberfläche. Das beeinflusst die statistische Verteilung von Fehlstellen.
Zudem weißen größere Bauteile bei gleichen Gegebenheiten einen
geringeren Spannungsgradienten auf. Damit sinkt die Stützwirkung des umliegenden Materials und somit auch die Dauerfestigkeit.
SonstigeDie Bauteilgröße hat zum einen Einfluss auf technologische Aspekte
wie die Randschichtdicke oder die Randfestigkeit. Zum anderen ändern sich mit der Größe auch das durch die Belastung
beanspruchte Volumen und die Oberfläche. Das beeinflusst die
statistische Verteilung von Fehlstellen.
Zudem weißen größere Bauteile bei gleichen Gegebenheiten einen
geringeren Spannungsgradienten auf. Damit sinkt die Stützwirkung des umliegenden Materials und somit auch die Dauerfestigkeit.

Externe Einflussfaktoren

Auch externe Einflussfaktoren bzw. der Einsatzzweck des Werkstücks müssen hinsichtlich der Dauerfestigkeit berücksichtigt werden.

Art der BeanspruchungBeanspruchung in Form von Schubspannung setzt eine höhere Dauerfestigkeit voraus als Beanspruchungen, die Normalspannung erzeugen.
BelastungsspitzenKommt es zu Belastungsspitzen oberhalb der Dauerfestigkeit eines Materials, kann eine Absenkung der Dauerfestigkeit erfolgen. Belastungen, die zuvor kein Problem dargestellt haben, können nun zu weiterer Schädigung beitragen. Die Bemessungswöhlerlinien helfen, diesen Effekt zu berücksichtigen.
KorrosionMit zunehmender Korrosion nimmt die Dauerfestigkeit
eines Bauteils ab. Sie fördert die Entstehung und das
Wachstum von Rissen.
KerbwirkungJe schärfer die Kerbe, desto negativer ist der Einfluss auf die Dauerfestigkeit des Bauteils. Hingegen nimmt die Dauerfestigkeit der lokalen Kerbspannung durch die Stützwirkung zu.
TemperaturBei geringen Temperaturen steigt die statische Festigkeit und damit grundsätzlich auch die Dauerfestigkeit. Allerdings sinkt die Duktilität, was sich wiederum negativ auf die Dauerfestigkeit auswirkt. Bei hohen Temperaturen nimmt die Dauerfestigkeit
hingegen ab. Wann genau das der Fall ist, variiert je nach Material.
Die FKM-Richtlinie sieht eine Berücksichtigung der Temperatur außerhalb folgender Bereiche vor:
● Stahl: -40 °C bis 500 °C
● Gusseisen: -25 °C bis 500 °C
● Aluminium: -25 °C bis 200 °C

Wie lässt sich die Dauerfestigkeit erhöhen?

Wesentliche Hebel zur Erhöhung der Dauerfestigkeit eines Bauelements sind die Konstruktionsweise der Maschine und eine Oberflächenhärtung des Werkstoffs. Wird durch die Konstruktion eine geringere Kerbwirkung erreicht, erhöht sich dadurch automatisch die Dauerfestigkeit. Um hingegen die Dauerfestigkeit des Materials zu erhöhen, bietet sich eine Oberflächenhärtung mittels Randschichthärten oder Einsatzhärten an.

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